Der Erzieher-Notstand ist schon da


Die Einrichtungen im Landkreis Stade werben sich gegenseitig die Arbeitskräfte ab - Niedersachsenweit fehlen 2200 Erzieherinnen LANDKREIS. Schneeanzüge gehen in den Härtetest. Kinderfüße rauschen an der Schaukel über den Boden. Kerstin Kiwitt und ihr Team in der Kindertagesstätte "Wichtelburg" in Agathenburg haben die Sandburgenbauer und Klettermeister im Griff. Ein paar Hände mehr wären aber, spätestens beim Rückzug in die warmen Räume, hilfreich. Vor allem die Zweijährigen, die in die Gruppe integriert sind, brauchen Unterstützung beim Ausziehen, Waschen, Essen. Hilfe ist für Leiterin Kiwitt jedoch nicht in Sicht. Der Erzieher-Mangel ist im Kreis Stade angekommen.
In Agathenburg haben innerhalb eines Jahres vier Erzieherinnen gekündigt. Zwei Fachkräfte konnte die "Wichtelburg", die sich in Trägerschaft der Gemeinde befindet, wiederum bei einer Nachbarkommune abwerben. "Mittlerweile ist ein ruinöser Wettbewerb zwischen den Einrichtungen entstanden", sagt Gerhard Froelian, Samtgemeindebürgermeister von Horneburg und Gemeindedirektor in Agathenburg. 80 Krippenplätze wurden im letzten Jahr in der Samtgemeinde Horneburg geschaffen. Und das sei landkreis- und sogar landesweit überall geschehen, so Froelian. Jetzt habe man vielerorts die Hardware, die Infrastruktur, geschaffen. Aber die Software, das Personal, fehle.
Dabei ist in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der pädagogischen Fachkräfte in niedersächsischen Kindertagesstätten laut Bertelsmann-Studie um 27 Prozent gestiegen. Knapp 39000 Erzieherinnen arbeiten in Niedersachsen im Kita-Bereich. Vor allem der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz ab dem vollendeten ersten Lebensjahr ab August dieses Jahres bewirkt aber, dass bundesweit noch 15000 Erzieherinnen fehlen. In Niedersachsen werden es laut einer statistischen Auswertung der Universität Dortmund 2200 sein - und das ist nicht das obere Ende der Zuspitzung beim Fachkräftemangel. Eine weiter steigende Nachfrage nach Ganztagsbetreuung für Kinder ab drei Jahren ist zu erwarten. Schließlich werden bisher in Niedersachsen nur 40 Prozent der Kita-Kinder in dieser Altersgruppe länger als fünf Stunden betreut. Hier steht das Land gegenüber dem Bundesdurchschnitt weit zurück. Insgesamt nehmen in Deutschland bereits 80 Prozent der Eltern eine Betreuung für ihre Kinder über drei Jahre in Anspruch, die mehr als fünf Stunden am Tag umfasst. Das heißt, hier dürfte der Bedarf an qualifiziertem Personal noch steigen.
Vor einem Jahr hatte Peter Falten als Sozialplaner des Landkreises im Kindertagesstättenbericht die fehlenden Krippenplätze aufgelistet. Viele Kommunen reagierten danach, bauten an. Jetzt zeigt sich, dass der Erzieher-Notstand das größere Problem werden könnte. "Im Moment kann man sich als Erzieher den Arbeitsplatz aussuchen", sagt Kerstin Kiwitt. Für einige ist eine wohnortnahe Arbeitsstelle das Kriterium. Manche Arbeitgeber werben auch damit, mehr Personal für eine kleinere Gruppe von Kindern einzustellen. Unter dem Strich seien einfach zu wenige Erzieher auf dem Arbeitsmarkt, sagt Kiwitt. Sie hätte als Leiterin der Agathenburger Einrichtung in der Vergangenheit schon gern die ein oder andere Bewerberin aus einem berufsnahen Arbeitsfeld eingestellt, wie eine Kinderkrankenschwester. Doch das lasse das Land bisher nicht zu.
Eine Chance in Niedersachsen, so das Ergebnis der Bertelsmann-Studie, könnte auch die bisher sehr umfangreiche Teilzeitbeschäftigung im Bereich des Erzieherberufs sein. Während über alle Branchen hinweg in Deutschland jeder dritte Arbeitnehmer Teilzeit arbeitet, sind es in den niedersächsischen Kitas 76 Prozent der pädagogischen Fachkräfte. Eine Trendwende ist aber nicht in Sicht. Von den neu geschaffenen Kita-Arbeitsplätzen sind mehr als 64 Prozent Teilzeitstellen.
Einen kleinen Einblick in den Alltag einer Kindertagesstätte und ein Interview mit Horneburgs Samtgemeindebürgermeister Gerhard Froelian gibt es bei TAGEBLATT TV im Internet unter, Stader Tageblatt 21. Februar 2013

25 Erzieher pro Jahr


Ausbildung an den Berufsbildenden Schulen Stade
STADE.
Bei der sozialpädagogischen Ausbildung zur Erzieherin müssen anspruchsvolle Voraussetzungen erfüllt werden. So kann die zweijährige Ausbildung nur derjenige beginnen, der entweder ein entsprechendes Fachabitur oder nach seinem Realschulabschluss die zweijährige Berufsschule als staatlich geprüfter Sozialassistent mit mindestens der Note drei in den berufsbezogenen Lernbereichen und im Fach Deutsch abgeschlossen hat. Zudem muss ein Praxisteil von 600 Zeitstunden abgeleistet sein. An den Berufsbildenden Schulen in Stade beginnen etwa jedes Jahr 50 Schülerinnen und Schüler die Ausbildung. Mit dem Abschluss Erzieher verlassen am Ende etwa jedes Jahr 25 die Schule. Die Berufsaussichten sind im Moment sehr gut. Die Bezahlung für einen Erzieher im Kitabereich liegt um die 2 000 Euro brutto bei einer Vollzeitstelle. Eine Möglichkeit, die Ausbildungszeit zu verkürzen, sieht Kerstin Benöhr, Teamleiterin Sozialpädagogik an den BBS Stade, nicht. „Wenn wir abspecken, specken wir an der Qualität ab“, sagt sie.
Die BBS habe allerdings ihren Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels leisten wollen, sagt Koordinator Rudolf Lueke. Man versuchte, berufsbegleitend für 20- bis 40-Jährige eine Schulung zur Sozialassistentin anzubieten. Hier fanden sich jedoch in den vergangenen zwei Jahren zu wenige Interessenten. Die Sozialassistentin kann keine Gruppenleitung übernehmen. Hierfür muss die Fachkraft Erzieherin sein. (mf)

Foto: Leiten die Ausbildung zu Sozialassistent und Erzieher an den BBS Stade: Rudolf Lueke und Kerstin Benöhr. Foto Fehlbus, Stader Tageblatt 21. Februar 2013

Erst 2017 genug Kita-Plätze in Deutschland

Die Welt 20. Januar 2013

Ab August haben Kleinkinder einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Doch der Ausbau der Kitas dauert bis 2017. Selbst wenn die Plätze da wären - es fehlt das qualifizierte Personal. Von Anette Dowideit 

 

In kaum mehr als einem halben Jahr ist es so weit: Zum 1. August bekommen ein- bis dreijährige Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Doch Städte und Gemeinden sind noch immer unzureichend vorbereitet. Zwischen März 2011 und März 2012 stieg der Anteil der in Tageseinrichtungen oder Tagespflege untergebrachten Kinder im Alter von einem bis drei Jahren nur um 2,4 Prozentpunkte – auf insgesamt 27,6 Prozent. Dies geht aus einer Analyse hervor, die die Technische Universität Dortmund diese Woche veröffentlicht hat. Neuere Zahlen für Gesamtdeutschland liegen nicht vor. Doch fest steht: Würde der Ausbau weiterhin genauso schleppend vorangehen wie zuletzt, dauerte es bis zum Jahre bis der Bedarf gedeckt. Der nämlich liegt, einer Umfrage unter Eltern aus dem Jahr 2011 zufolge, bei 39,4 Prozent. Verantwortlich für das viel zu langsame Tempo ist nicht allein fehlender politischer Wille, sondern auch ein Mangel an geeignetem Personal. Eine Umfrage der "Welt am Sonntag" unter den Kultusministerien der Länder hat ergeben: Die Bundesländer haben die Zahl der Ausbildungsplätze für Erzieher seit 2007 um rund 35 Prozent gesteigert.

Fachleute fordern akademische Ausbildung

Doch selbst das reicht noch nicht, um die Nachfrage zu decken. Deshalb werden die Kleinsten nun zunehmend einem Personal anvertraut, das fachfremd oder nur mäßig ausgebildet ist. In Baden-Württemberg beispielsweise dürfen künftig auch Hebammen oder Kinderkrankenpfleger in Kitas arbeiten. Und in Brandenburg, Hamburg oder Niedersachsen werden, in einer abgespeckten Version der herkömmlichen Erzieherausbildung, viele Arbeitskräfte zu sogenannten sozialpädagogischen Assistenten oder Kinderpflegern geschult. Fachleute beobachten die Entwicklung mit großer Sorge. Denn sie fordern eigentlich seit Längerem das Gegenteil: eine verbesserte, am besten sogar akademische Ausbildung des Betreuungspersonals. "In den ersten Lebensjahren passiert in der Entwicklung eines Menschen mehr als irgendwann sonst", sagt der renommierte Direktor des Deutschen Jugendinstituts (DJI), Thomas Rauschenbach. "Je besser ein Erzieher ausgebildet ist, desto stärker profitieren die Kinder, die er betreut." Kritik kommt auch aus der Politik. "Es ist der falsche Weg, die Lücken jetzt durch Nicht-Fachkräfte zu stopfen oder durch Leute, die einen Schnellkurs durchlaufen haben", sagte Manuela Schwesig, stellvertretende Vorsitzende der SPD und Sozialministerin Mecklenburg-Vorpommerns, der "Welt am Sonntag". Schwesig forderte, in Deutschland müsse jetzt mehr in das Betreuungspersonal investiert werden – und zwar auch in dessen Bezahlung: "Dafür bräuchten wir die 1,2 Milliarden Euro, die für das unsinnige Betreuungsgeld vorgesehen sind. Auf diese Weise kämen auch mehr Männer in den Beruf."

Kinderbetreuung gibt es nicht zum Nulltarif

Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) sieht die kommunalen Spitzenverbände und kirchlichen Träger in der Pflicht, die Löhne von Erzieherinnen in Kitas und Kindergärten spürbar anzuheben: "Unsere Gesellschaft muss lernen, dass es Leistungen wie Pflege und Kinderbetreuung, die die Hausfrau früher kostenlos erledigt hat, nicht zum Nulltarif gibt." Die Tarifpartner müssten ihre Verantwortung für eine "zukunftstaugliche Bezahlung" endlich ernst nehmen, sagte Haderthauer der "Welt am Sonntag". Internet-Vergleichsportalen zufolge verdient eine Gruppenleiterin in Kindertageseinrichtungen derzeit im Durchschnitt gerade einmal 1800 Euro brutto im Monat.

Die Interessenvertreter der Kommunen haben allerdings etwas ganz anderes im Sinn als Gehaltserhöhungen. So hat Gerd Landsberg, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, diese Woche gefordert, die Gruppen in Kitas zu vergrößern. Das könnte den Kommunen helfen, den kommenden Rechtsanspruch zu erfüllen – würde aber auf Kosten der Betreuungsintensität gehen. Und damit auch auf Kosten der Kinder. Nach Informationen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden arbeiteten im Frühjahr vergangenen Jahres mehr als 9300 Menschen ohne jedwede abgeschlossene Berufsausbildung in deutschen Kindertageseinrichtungen. Hinzu kommen noch gut 43.400 Tagesmütter und -väter, die in Wochenend- und Abendkursen eine Schnellausbildung zum Kinderbetreuer erhalten haben. Demgegenüber finden sich in Kindertageseinrichtungen bundesweit lediglich rund 1000 Beschäftigte, die ein Hochschulstudium der Studienrichtung Kindheitspädagogik absolviert haben. Beteiligen Sie sich hier an der Umfrage "Erfolgsfaktor Familie" zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. "Erfolgsfaktor Familie" ist ein Program des Bundesfamilienministeriums mit den Spitzenverbänden aus Wirtschaft und Gewerkschaft.

Die Kindergartenkonferenz der SPD, Stader Tageblatt 16. Januar 2013


SPD-Politikerin Frauke Heiligenstadt redet mit Erzieherinnen über frühkindliche Betreuung

STADE. Mehr Tagesmütter statt ausgebildeter Erzieherinnen? Mit der SPD "auf gar keinen Fall", so der Tenor am Montagabend während der zweiten Kindergartenkonferenz der SPD. Frauke Heiligenstadt, kultus- und schulpolitische Sprecherin der SPD im Niedersächsischen Landtag, stellte die Ziele des von der SPD erarbeiteten Masterplans gegen den Erzieherinnenmangel vor und tauschte sich mit den anwesenden Erzieherinnen und Erziehern, Kita-Leiterinnen und Vertreterinnen von Kreiselternrat und Kreiselternvertretung sowie SPD-Kommunalpolitikern und Parteimitgliedern aus.
Dieser Dialog sei ihr wichtig um ein besseres Gespür für die Situation und Bedürfnisse in der frühkindlichen Betreuung zu bekommen, so Heiligenstadt. Nur dann könne sie dies in politische Initiativen umsetzen.
Besonderen Handlungsbedarf sehen die Erzieherinnen und Kita-Leiterinnen bei den altersgemischten Gruppen, in denen neben den drei- bis sechsjährigen Kindern auch unter Dreijährige betreut werden, die besondere Aufmerksamkeit erfordern und meist noch gewickelt werden müssen. Gehe eine Erzieherin hinaus, um das Kleinkind zu versorgen, sei die andere mit 24 Kindern allein. Erst bei dem vierten unter Dreijährigen Kind pro Gruppe werde die Gruppenstärke von 25 auf 23 Kinder reduziert, was mit Gehaltseinbußen für die Erzieherinnen verbunden sei. Die fühlen sich mit den neuen Anforderungen alleingelassen. Hinzu käme, dass in vielen Kindergärten des Landkreises eine Sozialassistentin an die Stelle der zweiten Erzieherin pro Gruppe tritt.
Warum nicht Hürden für die Betreuung durch Tagesmütter abgebaut würden, fragte Angela Heinssen, Vorsitzende des Kreiselternrates. Diese hätten keine ausreichende Qualifizierung, widersprachen Heiligenstadt und Landtagsabgeordnete Petra Tiemann. "Wir wollen die Qualität in der Kinderbetreuung sichern", so Heiligenstadt. Erzieherinnen dürften nicht durch Tagesmütter ersetzt werden, obwohl dies die kostengünstigere Variante wäre. Damit unter der Neuschaffung von Krippenplätzen nicht die Qualität der frühkindlichen Betreuung leidet, setzt die SPD auf eine Verbesserung der Ausbildung von Erzieherinnen und Berufsschullehrkräften. (smö)


Zur Person


Frauke Heiligenstadt (46) ist kultus- und schulpolitische Sprecherin der SPD im Niedersächsischen Landtag und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion. Die gebürtige Northeimerin wurde von SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil als Kultusministerin vorgeschlagen für den Fall eines Wahlsieges der SPD.

Stader Tageblatt 16.01.2013 Abstandhalter

Dritte Kraft in Krippen wird finanziert

Interessanter Artikel über Unterstützungskräfte in Krippen (Buxtehuder Wochenblatt 21. November 2012)

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Unterstützungskräfte in Krippen Buxtehud
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31.07.12

Kinderbetreuung

Erzieher werden verzweifelt gesucht

Die Kommunen im Landkreis Stade klotzen beim Ausbau der Kinderbetreuung. Doch Fachkräfte sind schwer zu finden. Der Kampf um sie hat längst begonnen.

Horneburg/Jork/Buxtehude. In genau zwölf Monaten haben Eltern von Kleinkindern das Recht auf einen Kindergartenplatz. Wie fast überall in Niedersachsen, bauen auch die Kommunen im Landkreis Stade derzeit auf Hochtouren ihre Kindergärten und Krippen aus, um allen Eltern, die es wollen, ab August 2013 einen Betreuungsplatz für ihren ein- bis dreijährigen Nachwuchs anbieten zu können.

Doch selbst wenn das gelingt, könnte es passieren, dass all die schönen neuen Räume gar nicht voll genutzt werden können - weil das Betreuungspersonal fehlt. Rund 15 000 Erzieherinnen fehlen einer Studie des Bundesfamilienministeriums zufolge bundesweit bis zum kommenden Sommer. Und auch in den Einrichtungen im Landkreis Stade hat der Kampf um pädagogische Fachkräfte längst begonnen.

Zum Beispiel in Horneburg. Wenn im Herbst die neue Krippe mit 30 Plätzen am Awo-Kindergarten Hoki öffnen soll, braucht Horneburgs Kindergartenleiterin Margit Riedel bis dahin sieben neue Mitarbeiter. Die seien bisher nicht in Sicht, "und ich weiß auch nicht, wo ich sie herholen soll", sagt die 55 Jahre alte Erzieherin. Bestehende Teilzeitstellen aufzustocken, wie es Experten als Weg aus der Krise empfehlen, sei keine Lösung, weil die meisten Mitarbeiterinnen selbst Kinder hätten und dann Betreuung für den eigenen Nachwuchs organisieren müssten. "Für uns wird es ganz schwierig werden. Alle Kommunen suchen im Moment gleichzeitig ausgebildete Erzieher, und die wenigen, die es gibt, können sich die Stellen aussuchen", sagt Riedel.

Ein großes Problem sei auch die Bezahlung. Die Kita-Träger zahlten unterschiedlich, und die Stadt Hamburg zahle besser als das Umland, sagt Riedel. Deshalb lohne es sich für die wenigen Fachkräfte aus der Region sogar, bis nach Hamburg zu pendeln. Hinzu komme, dass viele nach der Ausbildung gar nicht erst in den Job gingen sondern sich gleich weiterbildeten und Sozialpädagogik studierten. Von den 1270 Euro, die ein Vollzeit-Erzieher etwa bei der Awo bekommt, könnten viele nicht leben, weiß Riedel.

Ähnlich ist die Lage in Jork. Dort entstehen mit dem Neubau des evangelischen Kindergartens am Osterminnerweg 30 neue Krippenplätze, mit dem Ausbau des DRK-Kindergartens in Estebrügge kommen 15 weitere Krippenplätze hinzu. Wenn der Rechtsanspruch in Kraft tritt, will die Gemeinde für 60 Prozent ihrer ein- bis dreijährigen Bewohner Betreuungsplätze anbieten können. Ob sie dafür auch das Personal bekommt, ist längst nicht klar.

"Bis jetzt haben wir unsere Stellen noch besetzen können, aber es wird zunehmend schwieriger", sagt Inge Kratzenberg, Fachberaterin der Kindertageseinrichtungen im DRK-Kreisverband Stade, der 14 Kindergärten und einen Spielkreis in eigener Trägerschaft führt. Vor allem Vertretungen seien kaum noch zu finden. "Die guten Kräfte sind ganz schnell in Stellen integriert, dann müssen wir wieder neu suchen."

An den Schulen und bei den Hortplätzen macht sich der Fachkräftemangel ebenfalls bereits deutlich bemerkbar. Die Stadt Buxtehude, die derzeit alle ihre Grundschulen in offene Ganztagsschulen umwandelt, tut sich schwer, die dafür benötigten 20 zusätzlichen Erzieherstellen zu besetzen. "Wir stellen jetzt schon fest, dass wir keine Kräfte mehr bekommen, zumindest nicht aus der Region", sagt Buxtehudes Erste Stadträtin Katja Oldenburg-Schmidt. Die 20 Stellen seien noch längst nicht alle besetzt, die Stadt werde jetzt in die zweite Ausschreibungsrunde gehen. "Der Markt ist leer gefegt. Und die Qualität am Markt ist auch nicht das, was wir uns wünschen und vorstellen", sagt Oldenburg-Schmidt, die den Fachbereich Jugend und Soziales leitet.

Auch in den acht Kindergärten der Samtgemeinde Fredenbeck, die alle in der Trägerschaft der Kommune sind, werden ständig Erzieher gesucht, und zu den zwei Krippengruppen in Fredenbeck sollen noch in diesem Jahr 15 Krippenplätze in Mulsum kommen. "Ich hatte zum neuen Kindergartenjahr fünf Erzieher einzustellen und habe mich gefragt, wie ich das wohl hinkriegen soll", sagt Fredenbecks Vize-Verwaltungschef Ralph Löblich. Wohl nur weil er Vollzeitstellen habe ausschreiben können, habe er noch fünf frisch ausgebildete Fachkräfte bekommen. "Und da ist keiner bei, von dem ich sagen würde, der ist zweite Wahl."

Da der drohende Erziehermangel absehbar gewesen sei, habe die Samtgemeinde bereits vor Jahren begonnen, ihre Teilzeitstellen aufzustocken, sagt Löblich. "Früher waren bei uns Vollzeitstellen im Kindergartenbereich exotisch. Jetzt wird es normal. Das ist eigentlich eine positive Entwicklung."

DRK berichtet über 12 unbesetzte Kita-Stellen im Landkreis Cuxhaven

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