Die öffentlichen Jugenhilfeausschusssitzungen können wirklich informativ sein. Am 26. Februar waren zwei Sitzungen mit Vorträgen zur Nachmittagsbetreuung der Grundschulkinder, der Jugendhilfeausschuss Landkeis Stade und der Jugendhilfeausschuss Jork traf sich. Zusammengefasst ging es darum, wie die Zukunft der Nachmittagsbetreuung aller Grundschulkinder im Landkreis Stade aussehen könnte. Gute Ganztagsschule oder liebevoller Hort....
In Jork wurde mit tiefster Überzeugung für den Hort gestritten. Der Tintenklecks als Hort in Jork und auch die Hortbetreuung in Estebrügge genießen eine hervorragenden Ruf. Nicht zuletzt wegen des besonderen Engagements von Andrea Sundermann, die sich seit vielen Jahren auf lokaler und sogar auf Landesebene erfolgreich für eine optimale Kinderbetreuung einsetzt und inzwischen den Hort im Rahmen einer Elterninitiative leitet. Die Eltern in Jork sind begeistert wegen des hohen Betreuungsniveaus. Die Kinder konzentrieren sich am Nochmittag auf die Hausaufgaben und können dann im eigenständigen Hortgebäude auf dem Schulgelände gemeinsam den Nachmittag verbringen. Dabei wird Wert auf eine häusliche Atmosphäre gelegt. Die Eltern können sich darauf verlassen, dass die Kinder nachmittags individuell gefördert werden. Und so kommt zu Teil zu extrem guten schulischen Leistungen. Auch in den Ferien sucht das Angebot seinesgleichen. Zweimal in der Woche gibt es Ausflüge und ansonsten täglich besondere Angebote. Ein Angebot, dass inzwischen für alle Jorker Gurndschulerkinder gilt. Die Eltern der Hortkinder sind begeistert und fürchten nichts mehr als die Einführung einer Ganztagsschule, wie im flammenden Plädoyer einer Mutter deutlich wurde. Und so wächst der Bedarf: In Estebrügge werden 40 Hortkinder in zwei Gruppen betreut und in Jork sollen schon bald über 90 Kinder in vier Gruppen betreut werden.
Ganz anders Buxtehude. Hier wurden alle Horte im letzten Jahr vollständig aufgelöst! Damit wurde in den Kindertagsstätten Platz geschaffen für neue Krippengruppen, hohe Investitionskosten konnten gespart werden. Die Nachmittagsbetreuung der Grundschulkinder im Rahmen der Gantztagsschule und der Anschlussbetreuung findet jetzt vollständig in den Räumen der Grundschulen statt. Das hat den Vorteil, dass den Kinder kein räumlicher Wechsel zugemutet werden muss. Ziel sei es die Schule zum Lebensraum zu machen. Schüler sollen nicht froh sein, nachmittags endlich raus aus der Schule zu sein, sondern sie sollen sich in ihrer Schule auch in der Freizeitgestaltung wohl fühlen können. Das sei ein wichtiger Umdenkungsprozess für Eltern, Lehrer und Schulträger gewesen berichtete die erste Stadträtin von Buxtehude Frau Oldenburg-Schmidt. Inzwischen werden an allen Buxtehuder Grundschulen die Kinder an fünf Tagen in der Woche im Rahmen der Ganztagsschule bis 15.30 Uhr betreut. Die Eltern können frei wählen, ob sie das Angebot an 3 oder 5 Tagen annehmen, sind dann aber für ein halbes bzw. bald vielleicht für ein Jahr gebunden. Damit bleibt zumindest an zwei Tagen in der Woche Zeit für ganz besonderere Hobbies.
40 Prozent der Buxtehuder Grundschulkinder nehmen dieses Angebot an. Und inzwischen wächst der Druck der bisher nicht eingebundenen Kinder ebenfalls an dem attraktiven Nachmittagsangebot teilzunehmen. Die anfänglichen Bedenken der Sportvereine gegen die Ganztagsschule sind vollständig aufgelöst, denn viel mehr Kinder gewinnen durch die Breitensport angeboten während der Ganztagsschule grundsätzlich stärkeres Interesse an Sportverein. Das liegt auch daran, dass ihre allgemeine Beweglichkeit verbessert wurde. Die Hemmschwelle zum Eintritt in den Sportverein, der dann ab 15.30 Uhr seine Trainingsstunden anbietet, ist in Buxtehude dadurch gesenkt.
Wie sieht es mit der Qualität des Betreuungspersonals aus? Während das KitaG Niedersachsen für eine Hortgruppe von 20 Kindern 2 Erzieherinnen vorschreibt, gibt es vergleichbare Regelungen für die Ganztagschule nicht. Und so ist es an manchen Ganztagschulen der fall, dass Eltern ohne Ausbildung nachmittagsanbebote geben können. Es ist auch nicht sichergestellt, wie Vereine, die ebenfalls nachmittags Kinder im Rahmen der Ganztagsschule betreuen, die Betreuungsqualität sicherstellen. Auf Nachfrage versichert Frau Oldenburg-Schmidt, dass in Buxtehude großer Wert auf betreuungsqualtiät gelegt werde. Grundsätzlich seine aus den Horten viele Erzieherinnen übernommen worden. Es gäbe auch an jeder Grundschule eine pädagogische Leitung für die Nachmittagsbetreuung, die alle Aktivitägen gemeinsam mit der Schule koordiniere. Nachmittagskräfte ohne pädagogische Ausbildung sollten zumindest einen Qualifizierungskurs an der Volkshochschule absolvieren und Trainer von Vereinen sollten einen Übungsleiterschein haben. Zum Betreuunsschlüssel wurde nichts berichtet, der ist wohl im Hort am optimalsten mit zwei Erzieherinnen für 10 Kinder im Vergleich zu einer Betreuungskraft pro Gruppe an der Ganztagsschule.
Eine kostenpflichtige Anschlußbetreuung bis 18 Uhr in den Räumen der Schule ist garantiert. So soll ein einheitliches Programm gewährleistet sein. Details wurden aber nicht dargestellt. Als Hot wurde die Anschlussbetreuung aber nicht bezeichnet. Gilt dann also nicht das KitaG Niedersachsen? Das bleibt wegen der Finanzierung des Betreuungsangebotes, den Anforderungen an die Räume und dem Betreuungschlüssel eine ganz wichtige Frage. Eine Ferienbetreuung gibt es ebenfalls, die soll auch für alle Schüler angeboten werden. Ist das schon das von der neuen Koalition angestrebte Angebot der perfekten Verbindung von Ganztagsschule und Hort?
Der Vortrag hat die Anwesenden schon wegen des aufrichtigen Engagements von Frau Oldenburg-Schmidt begeistert. Jeder Interessierte ist nun eingeladen, sich die Verhältnisse vor Ort in Buxtehude und auch in Jork (vgl. Elternbericht) genauer anzuschauen.
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